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Persönliche Ansichten

Die Sekte und der Rechtsstaat: Soka Gakkai

7 Kommentare

Am 30. Mai diesen Jahres fand in Kopenhagen die Konferenz „Sekten und Rechtsstaat“ der FECRIS (European Federation of Centres of Research and Information on Sectarianism) statt. Die FECRIS ist eine Dachorganisation einiger europäischer Institutionen, die die Tätigkeiten verschiedener Sekten in Europa untersuchen. Folgende deutsche Organisationen sind Mitglied FECRIS: Aktion für geistige und psychische Freiheit e.V. (AGPF e.V.), Sektenberatung Bremen, Niedersächische Elterninitiative gegen den Missbrauch der Religion (EGMR) und die Sekten-Info Essen Nordrhein-Westfalen.

Auf dieser Konferenz hat Yuji Hirooka, ein in Frankreich lebender japanischer Journalist, einen Vortrag mit Präsentation über die Soka Gakkai (https://web.archive.org/web/20170213221840/https://griess.st1.at/gsk/fecris/copenhagen/bericht.htm) gehalten. Leider ist der Vortrag „Sekten und der Rechtsstaat: Soka Gakkai“ nur rudimentär aus dem PDF-Dokument (https://griess.st1.at/gsk/fecris/copenhagen/Hirooka_DE.pdf, nicht mehr erreichbar) und der Präsentation des Vortrags (https://griess.st1.at/gsk/fecris/copenhagen/Hirooka%20DE.ppt, nicht mehr erreichbar) herzuleiten. Schade, wie ich finde, da seine Gedanken wirklich den Kern der Sache treffen. Leider enthalten Ausführungen der oben genannten Dokumente ebenso zu wenig tragfähiges (weil zitierfähiges) Material, um eine aussagekräftige Kritik anzubringen. Auch nach meiner Ansicht verträgt sich die tatsächliche Philosophie und das innere Denken der Soka Gakkai und die Ausübung des Kultes nicht mit unserer aufgeklärten europäischen Kultur, sondern stellt einen Rückschritt in unseren europäischen Errungenschaften dar. An dieser Stelle möchte ich auf die Präsentation verweisen. Sie zeigt die Problematik der ablehnenden Haltung der Soka Gakkai gegenüber der Trennung von Religion und Politik (die auch von deutschen Mitgliedern der SGI-D oft vertreten wird) und die Problematik der Diesseitsbezogenheit des Soka-Gakkai-Kultes, bei der materielle Wohltaten die erfolgreiche Ausübung des Kultes anzeigen. So glauben deutsche Mitglieder der SGI-D nicht selten daran, dass sie durch das häufige Chanten zum Beispiel eine Wohnung finden können.

In meinen Beiträgen „Soka Gakkai International: Cult or Culture?“ und „Ist die SGI eine Sekte?“ stellte ich schon einmal die Frage, ob die Soka Gakkai International eine Sekte sei. Ich bin immer noch der Meinung, dass es gefährlichere Kulte gibt, die den Menschen zum Beispiel Gesundheit, Unabhängigkeit und Geld kosten. Die Soka Gakkai gehört nicht zu diesen gefährlichen Kulten. Trotzdem bin ich der Meinung, dass der Soka-Gakkai-Kult sich nicht mit unseren aufgeklärten europäischen Idealen verträgt. Ich halte aber die europäische Kultur für stark genug, damit klar zu kommen. Christliche Sekten sind für die Aufklärung in Europa weitaus gefährlicher, weil sie auf fruchtbareren Boden fallen.

Friedrich Griess musste auf seiner Webseite auch eine Gegendarstellung der Soka Gakkai (https://griess.st1.at/gsk/fecris/copenhagen/Erwiderung_SG.pdf, nicht mehr erreichbar) veröffentlichen. Das muss man sich mal vorstellen: Eine Organisation, die (Zitat Gegendarstellung) von „zahlreichen offiziellen Anerkennungen der Abwesenheit jedes sektiererischen Abgleitens“ spricht, „die in 192 Ländern und Territorien verbreitet ist“ und deren „[ihre] Botschaft und [ihre] Praktiken sich für die Achtung der Menschenrechte und der fundamentalen Freiheiten [einsetzen]“ einsetzt, hat es nötig, wegen einem Vortrag in Kopenhagen eines Journalisten aus Frankreich auf einer Webseite eine Gegendarstellung zu verlangen? Wie lächerlich! Wie unglaublich kleingeistig und engstirnig. Und erschreckenderweise spricht die Soka Gakkai in der Gegendarstellung auch noch von Kritikern als Feinden („Er zeigt leider die Feindschaft, die von gewissen Personen gegen unseren Kult ausgedrückt wird,[…]“). Eine solche Geisteshaltung wird niemals meinen Wertvorstellungen entsprechen.

7 Kommentare zu “Die Sekte und der Rechtsstaat: Soka Gakkai

  1. Ich praktiziere auch seit über 10 Jahren diesen „Kult“, empfinde das aber gar nicht so. Wahrscheinlich ist die Gehirnwäsche so perfekt, dass ich nicht bemerkt habe, was für ein gefährlicher, ferngesteuerter Schlafanzug ich schon geworden bin. Und davon soll es schon über 6.000 in Deutschland geben. Wirklich bedrohlich.
    Meine Vermutung. Entweder hat der Autor keine Ahnung (zumindest nicht von den Verhältnissen in der SGI-D), oder es handelt sich um einen frustrierten Ehemaligen oder beides.

    • Immer wieder wir diese Zahl von 6000 Mitgliedern genannt. Vielleicht ist dir nicht klar, dass bei dieser Zahl auch die „Karteileichen“ mitgezählt sind. Alle Menschen, die mal einen Gohonzon bekommen haben, ihn aber nicht zurück geben und diesen Buddhismus nun nicht mehr ausüben, fallen darunter.

      • Es ist mir schon klar. Die reale Zahl dürfte wohl bei ca.1200 liegen. Warum also die Aufregung über diesen angeblichen „Kult“? Über diese Wünsch-Dir-was Statistiken ärgere ich mich immer. Wozu soll das gut sein?

  2. Aufregen über die SGI braucht man sich nicht wirklich. Da gibt es ganz andere Kandidaten (und wirklich gefährliche), wie die christlichen Kirchen. Meine private Motivation ist, dass ich gerne die schrägen Ansichten dieser Glaubengemeinschaft etwas dokumentieren möchte. Gefährlich kann die SGI nur für denjenigen sein, der zum Beispiel den Aussagen von Takehisa Tsuji zu viel oder ausschließlichen Glauben schenkt.

    Und wozu das gut sein soll? Das liegt doch auf der Hand. Es gibt Menschen, die sich durch so etwas sehr beeindrucken lassen. Es wird einfach zum Missionieren benutzt. Motto: Schau her, so viele machen das. Da kann gar nicht so viel falsch dran sein.

    Die SGI agiert da so wie viele andere Religionsgemeinschaften. Ein Beispiel ist die katholische Kirche. Die hat ja wohl unglaublich viel Erfahrung mit dem Verschleiern von Tatsachen… :mrgreen:

  3. „Aktion für geistige und psychische Freiheit e.V. “ was ist den das für eine lustige Sekte, die wollen wohl das Dhamma neu erfinden. 🙂

    • Ja, der Name des Vereins hat mich auch sehr amüsiert. :mrgreen:

      • Das ist schon fast Zen oder Unbuddhistreif 🙂 Da hab ich auch ein nettes Zitat:

        Passt hier etwas allgemeiner dazu und trifft sicher den Kern:

        … Manchmal hörst du, daß Buddhas Lehren über Nicht-Selbst Lehren über Nicht-Ego sind. Das ist tatsächlich ein Missverständnis und hat zwei nichtglückbringende Konsequenzen. Zum ersten wird es für jene, welche die Idee von Nicht-Ego mögen, zu einer Ausrede für Selbsthaß und für die Praxis des spirituellen Herauswindens/Umgebens. Ein Beispiel für dieses Umgehen ist dies: Angenommen, du hast Probleme in deinem Leben und du möchtest dich mit der Schwierigkeit des Auseinandersetzens, um Reifer im Umgang mit anderen zu werden, nicht aussetzen oder du negierst die problemverursachende Begierde in deinem eigenen Geist. Anstelle gehst du einfach daran zu meditieren, machst deine Niederwerfungen, rezitierst und hoffst, daß diese Praxis in magischer Weise all deine Problem im Leben aus dem Weg schafft. Das nennt man spirituelles Herauswinden, eine unheilsame Art an Gewohnheiten und Praxis festzuhalten. Wie du absehen kannst, ist dies nicht sehr gesund – und auch nicht sehr effektiv. Leute kommen oft zurück von Meditationsretreats und haben noch genau die selben Probleme wie zuvor…. Formen von Selbst und Nicht-Selbst